Nachdem der Trend in der Meisterschaft leicht nach oben zeigte, hat Blau-Weiß es in der dritten Runde des Kreispokals bei A-Liga-Absteiger Concordia Viersen nur äußerst knapp verpasst, ein ganz dickes Ausrufezeichen zu setzen. Die Schumacher-Elf zeigte eine sowohl läuferisch als auch taktisch sehr ordentliche Vorstellung, bei der sie den Gegner - in der Meisterschaft Tabellenzweiter - über weite Strecken der Partie auch spielerisch dominierte. Einzig die fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor entpuppte sich als große Schwäche der Hahner.
Von Beginn an konnte Wickrathhahn in der peu à peu besser funktionierenden 4-2-3-1-Formation die Concorden von der gefährlichen Zone fast vollkommen fernhalten. Spätestens in der gut aufgelegten Viererkette, geformt durch Schütti Schütteler, Matthes Probierz, Benfried Willems und Ailton Justen, war für die Viersener Schluss. Auf dem eigentlich ungewohnten Geläuf der Kunstrasenanlage Helenabrunn schien sich der Gast aus dem Südwesten Mönchengladbachs pudelwohl zu fühlen. Schnell merkte er, dass er zu mehr imstande war, als lediglich gut dagegenzuhalten. So störte Blau-Weiß die Heimmannschaft bereits im Spielaufbau und übernahm sichtbar das Kommando auf dem Platz. Zwangsläufig ergaben sich vielversprechende Torgelegenheiten, doch Stürmer Paolo Venedey traf nach einem Rückpass von der Grundlinie den Ball nicht richtig und auch Linksaußen Marco Gölden konnte den Rebound nicht verwerten. Nach einer halben Stunde, als Rechtsaußen Slava Beslutzkiy sich fünf Meter vor dem Tor den Ball zu weit vorlegte und es dann nicht mehr schaffte, ihn mit der Hacke über die Torlinie zu streicheln, war die Führung längst überfällig. Zum eigenen Unvermögen gesellte sich auch noch fremdes: Nachdem Zehner Mowgli Röhrig zwei Gegner stehen ließ und nur noch den Torwart vor sich hatte, bediente sich Mark Wilms, letzter Mann der Concorden, der Notbremse. Die logische Konsequenz: Platzverweis und Elfmeter. Doch der Unparteiische ließ - sogar zum Unverständnis der Viersener Anhänger - das Spiel weiterlaufen. Am Bild des Spiels änderte dies wenig. Der Gastgeber schaffte es nicht aus eigener Kraft, gefährlich vor das Tor von Dimi Rosen zu kommen. So musste in der 40. Spielminute ein Gastgeschenk für die Concorden herhalten: Nach einem im Grunde ungefährlichen, langen Ball Richtung Torraum fehlte in der ansonsten sattelfesten Hahner Verteidigung die Abstimmung zwischen Rosen und Willems, so dass das Spielgerät plötzlich vor den Füßen des Viersen-Stürmers Mustafa Demircan landete, der aus kürzester Distanz locker ins leere Tor einschob. Wickrathhahn zeigte jedoch postwendend Moral und traf nur eine Minute nach dem Gegentor zum Ausgleich: Justen behauptete energisch das Leder und passte in die Lücke. Venedey spekulierte goldrichtig und vollstreckte mit einem herrlichen Heber. So ging es mit einem seltsamen 1:1 in die Halbzeit, das gemessen an den Spielanteilen zwar zu wenig für Blau-Weiß war, mit dem man jedoch nach dem Spielverlauf zufrieden sein musste.
Die Heimmannschaft kam nun mit mehr Elan aus der Kabine und erkämpfte die ein oder andere Torchance, konnte jedoch Keeper Rosen nicht ernsthaft in Verlegenheit bringen. Einzig bei einem direkt getretenen Freistoß aus 20 Metern musste die Hahner Nummer eins ihr Können unter Beweis stellen. Nach etwa einer Stunde Spielzeit fing sich der Gast wieder und verlagerte das Spiel in die gegnerische Hälfte. Für die nächste Großchance benötigten die Hahner jedoch die Mithilfe des Schiedsrichters: Er wertete einen eher zufällig zu Heimtorwart Mike Hebben gelangten Ball als Rückpass, so dass Wickrathhahn aus einer vielversprechenden Position einen indirekten Freistoß zugesprochen bekam. Der wuchtige Schuss von Kapitän Bolle Wolters wurde jedoch von einem der vielen Abwehrbeine geblockt, der Nachschuss vom sehr fleißigen Sechser Manu Voigt stellte für Torwart Hebben kein Problem dar. Wickrathhahn ließ sich nicht hängen und agierte weiterhin mit Offensivdrang. Nach einem wunderbaren Außenristpass in die Tiefe von Routinier Willems hatte Röhrig 14 Meter vor dem Tor alle Möglichkeiten, entschied sich jedoch für die im Nachhinein schlechtere: Nach seinem Querpass konnte der eingewechselte Stürmer Julian Zunft den Ball aus der Drehung nicht druckvoll abschließen. So kam es, wie es kommen musste: Nachdem die Kugel zwölf Minuten vor Schluss im eigenen Strafraum nicht geklärt werden konnte, wuchtete Concordia-Kapitän Tim Korsten den Ball unhaltbar in die Maschen. Von diesem Rückschlag konnte sich Hahn nicht mehr erholen. Obwohl nun alles nach vorne geworfen wurde und mit Lucas Zettl ein weiterer Offensivmann gekommen war, konnte Blau-Weiß nicht mehr gefährlich vor das Tor der Gastgeber kommen.
Ungeachtet vom Ergebnis war es ein überzeugendes Spiel unserer Elf, das Lust auf mehr macht. Nun gilt es, die Niederlage wegzustecken und das Positive hervorzuheben. Arbeitet man noch gezielt an der Chancenauswertung, kann uns diese Elf in Zukunft noch viel Spaß bereiten.
Aufstellung: Rosen - Schütteler, Probierz, Willems, Justen - Voigt, Wolters - Gölden (55. Zunft), Röhrig, Beslutzkiy - Venedey (73. Zettl)