Aus einer über weite Strecken glanzlosen Partie hat Wickrathhahn nach zuletzt vier sieglosen Spielen in Meisterschaft und Pokal mal wieder die volle Punktzahl mitnehmen können. Erst in der letzten halben Stunde konnte die Schumacher-Elf in Überzahl für die Entscheidung sorgen. Dabei zeichnete man für alle sechs Treffer des Tages verantwortlich.
Im ungewohnten 4-1-4-1-System schickte Trainer Günter Schumacher sein Team aufs Feld. Dabei musste die Viererkette in einer noch nie dagewesenen Besetzung auftreten: Marco Gölden und Sebi Nellissen auf den Außen sowie Benfried Willems und Matthes Probierz in der Innenverteidigung lösten diese Aufgabe sehr ordentlich.
Gemeinsam mit Kapitän Bolle Wolters als alleiniger Sechser ließen sie insgesamt sehr wenig zu. Doch obwohl sich von Beginn an abzeichnete, welche Mannschaft in diesem Spiel das Zepter in die Hand nehmen würde, tat sich der Gast aus Wickrathhahn schwer, entschlossen in die Zweikämpfe zu gehen und Torgelegenheiten zu kreieren. So war es in der 14. Spielminute einem Zufallsprodukt zu verdanken, dass Wickrathhahn in Führung ging. Nellissen spielte den Ball auf Höhe der Mittellinie - halb Befreiungsschlag, halb langer Ball - im hohen Bogen in Richtung gegnerisches Tor. Das Leder tippte kurz vor dem Strafraum auf, wo Meer-Libero Marcel Schulze sich verschätzte. Daniel Röhrig spekulierte goldrichtig und hob das Spielgerät per Kopf über den herauseilenden Keeper in die Maschen.
Man sollte meinen, dass der Führungstreffer als Dosenöffner für ein berauschendes Angriffsspiel des FC dienen würde, doch weit gefehlt! Nur eine Minute später nahm sich Offensivkraft Markus Bork vor, auch mal einen Treffer in Bernd Schuster-Manier zu erzielen. So nahm er einen springenden Ball von der Mittellinie mit dem schwachen rechten Fuß volley. Das Leder nahm eine wunderschöne (und wie schon im letzten Spiel physikalisch unmögliche) Flugkurve, setzte vor dem Torwart auf und landete hinter ihm im Netz - ein im Grunde unfassbarer Schuss, nur leider in die falsche Richtung! Aus heiterem Himmel und ohne eigene Torgelegenheit gelang dem Spielverein so der Ausgleich. Was genau Bork bezwecken wollte, wird wohl sein Geheimnis bleiben.
Beinahe hätte Wickrathhahn das Spiel vollständig aus der Hand gegeben, als man dem Gegner einen Freistoß aus 20 Metern Torentfernung gewährte. Keeper Chris Großmann, der erneut für den angeschlagenen Dimitri Rosen auflief, entschärfte den fulminant getretenen Schuss jedoch mit einer Glanzparade. In einer nun hitzigen Phase hatte Stürmer Prokeschi Prokesch nach einer Flanke die Gelegenheit zum Ausgleich, kam aber eine Fußnagellänge zu spät. In der 25. Minute machte sich der pfeilschnelle Bork auf, seinen Fehler wiedergutzumachen. Er setzte zu einem seiner unnachahmlichen Flügelläufe an und spielte den Ball scharf ins Zentrum, wo Paolo Venedey per Direktabnahme überlegt ins rechte Eck abschloss. Das 2:1 war gleichzeitig der Pausenstand.
Nach Wiederanpfiff - Schuhmacher brachte den quirligen Slava Beslutzkiy für Prokesch - konnte Wickrathhahn kein Kapital daraus schlagen, dass der Gegner dazu gezwungen war, mehr für die Offensive zu tun. Vielmehr machte man schwere Fehler im Aufbauspiel und hatte Glück, dass Meer aus ausgezeichneter Einschussposition lediglich den eigenen Mann traf. Aufgrund einer taktisch undiszipliniert agierenden Offensive und halbherziger Zweikampfführung geriet das Spiel zur Zitterpartie. Erst, als sich der Gegner in der 60. Minute durch ein klares Nachtreten selbst dezimierte, kehrte mehr Sicherheit in das Spiel der Gäste ein. Nachdem mit dem emsigen K.K. Kürsten der zweite Einwechselspieler gekommen war, konnte Markus Bork das ersehnte 3:1 markieren. Nach gekonnter Ballmitnahme versenkte er das Leder mit Geräusch und der Wiederstand der Heimmannschaft war endgültig gebrochen.
In der 68. Minute wurde Röhrig im Strafraum von den Beinen geholt, der den fälligen Elfmeter sicher zum 4:1 einschob. Dabei „verlagerte" er den Torwart ;-)
Zehn Minuten später zeigte Ailton Justen, dass er eine ganze Menge Gefühl in seinem rechten Fuß hat. Nach einer Ablage von Wolters sah Justen, dass der gegnerische Torwart einen Tick zu weit vor seinem Gehäuse stand. Er nahm das Leder direkt und schlenzte es mit einem Heber unhaltbar ins rechte Dreieck. Offensivmann Justen, der in dieser Partie fleißig mit nach hinten arbeitete, setzte mit diesem Treffer ein dickes Ausrufezeichen.
In der Folge hätten die Gäste das Ergebnis weitaus höher gestalten müssen, blieben mit ihren Kontern jedoch immer wieder hängen. Auch nach der Einwechslung von Florens Holsten, der in den letzten Minuten einige Ballkontakte sammelte, konnte Wickrathhahn das Ergebnis nicht ausbauen. Ein Genesungswunsch geht an Matthias Baehr, den Torhüter der Gastgeber, der sich im Spielverlauf verletzte und trotz goßer Schmerzen durchhielt.
Nach dem Unentschieden gegen Maroc war dieses Spiel in taktischer Hinsicht ein Rückschritt. Man muss der Mannschaft jedoch zugutehalten, dass sie sich durch verletzungsbedingte Wechsel immer wieder neu finden muss. So kann man das 5:1 als Pflichtsieg abhaken und mit drei Punkten im Gepäck das nächste schwere Spiel gegen Mennrath angehen.
Aufstellung: Großmann - Nellissen (61. Kürsten), Willems, Probierz, Gölden - Wolters - Venedey (87. Holsten), Justen, Röhrig, Bork - Prokesch (46. Beslutzkiy)
(89. Holsten), Röhrig, Beslutzkiy - Zunft (69. Bork)